Medizinische Informationsbroschüren in der Hausarztpraxis

Autorinnen und Autoren

Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV)

Erscheinungsjahr

2017

Publikation

Projektbericht

Sprache

Deutsch

Zusammenfassung

Hintergrund

Gesundheitskompetenz ist unter anderem die Fähigkeit einer Person sich selbst Wissen anzueignen, um damit Entscheidungen zu treffen, die der eigenen Gesundheit förderlich sind. In Hausarztpraxen finden sich Informationsmaterialien, und Entscheidungshilfen, die diesem Wissen zuträglich sein könnten. Ziel dieser
Studie ist es, erstmals in Österreich, Aussagen über die Qualität von in hausärztlichen Praxen verwendeten Patienten-Informationsmaterialien zu treffen.

Methoden

Im Zuge eines Anschreibens wurden alle – initial in einer Steiermark weiten Umfrage – an Forschung interessierten Hausärzte mit der Bitte kontaktiert, in ihrer Praxis aufliegende Informationsmaterialien und Entscheidungshilfen zu retournieren. Dem Anschreiben wurde auch ein Fragebogen beigelegt, um Informationen, wie Geschlecht, Berufserfahrung, Vertragsform der Praxis, Aussortierungsverhalten, sowie Ausgabe und Verwendung von Informationsmaterialien abzufragen. Die gesammelten Informationsmaterialien wurden mit dem Ensuring Quality Information for Patients Instrument (EQIP) bewertet. Die Qualität von Entscheidungshilfen sollte mit dem IPDAS Instrument entwickelt von der International Patient Decision Aid Standards Collaboration erfasst werden.

Ergebnisse

58 der 96 kontaktierten Hausärzte sandten insgesamt 1092 Broschüren retour. Es wurde keine Entscheidungshilfe eingesandt. Nach Aussortierung von
mehrfach vorliegenden und nicht relevanten Materialien ergab sich daraus eine Stichprobe von 387 individuellen Informationsmaterialien. Aus der Analyse der
Fragebögen folgte, dass 96% der Hausärzte Informationsmaterial verwenden und 89% Informationsmaterial in Beratungsgesprächen einsetzen. Nach Auswertung
mittels EQIP zeigte sich für alle Infomaterialien nur eine durchschnittliche Gesamtbewertung von 39 von insgesamt 100 möglichen Prozentpunkten. In den
Teilbereichen Inhalt, Identifizierung und Struktur, in die sich das EQIP unterteilt, erreichten die bewerteten Materialien in den ersten beiden durchschnittlich je 32% und in der Struktur 56% der möglichen EQIP-Punkte. Mit 224 Broschüren waren Pharma- und Medizinproduktunternehmen die häufigsten Herausgeber. In 84% der Informationsmaterialien fanden sich keine Angaben zur Informationsquellen, in 7% Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (IAMEV) Medizinische Universität Graz- 7 -teilweise Angaben und in nur 9% vollständige Angaben zu den verwendeten Informationsquellen.

Schlussfolgerungen

Die aktuell in hausärztlichen Praxen in der Steiermark regelmäßig verwendeten und überwiegend in großer Zahl vorliegenden Informationsmaterialien sind nach internationalem Standard von unzureichender Qualität, und keine einzige entsprach einer Entscheidungshilfe. Deshalb sind die in der Steiermark aufliegenden Informationsmaterialien nicht geeignet die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Erstellung qualitativ hochwertiger Informationsmaterialien mit verständlicher, umfassender und evidenzbasierter Information absolut notwendig = oder unerlässlich. 

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