Der Begriff der Nachhaltigkeit wird von der WHO erstmals im Dokument „Gesundheit 21: Das Rahmenkonzept ‘Gesundheit für alle‚ für die Europäische Region der WHO“ aufgegriffen. Mit diesem Titel wird starke Nähe zum Weltprogramm der Nachhaltigen Entwicklung, Agenda 21, ausgedrückt. In Anlehnung an deren Leitspruch „global denken – lokal handeln“ kann man auch in der Gesundheitsförderung zwischen Nachhaltigkeit auf gesellschaftlicher Ebene (= Makro-Ebene) und auf Projektebene (= Mikro-Ebene) unterscheiden.
Nachhaltigkeit auf der gesellschaftlichen Ebene bezieht sich demnach auf das Ausmaß, in dem eine politische Strategie oder ein nationales Programm eine optimale Ausbalancierung wirtschaftlicher, ökologischer, sozialer und gesundheitlicher Ziele erreicht.
Nachhaltigkeit auf der Projektebene beinhaltet zunächst die Frage, ob die optimierten Strukturen, Prozesse und Verhaltensweisen über die Projektdauer hinaus Bestand haben (statische Nachhaltigkeit). Wichtig für die Aufrechterhaltung von Veränderungen ist, dass Vorkehrungen getroffen werden, dass die Innovationen auch an sich ändernde Bedingungen angepasst werden (dynamische Nachhaltigkeit).
Nachhaltigkeitsplanung auf Projektebene bedeutet, dass bereits zu Projektbeginn über den Zeithorizont des Projektes hinaus geplant werden muss. Nachhaltigkeit wird aber auch dadurch gesichert, dass Methoden, Wissen und Erfahrungen des Projektes so gestaltet und aufbereitet werden, dass diese auch für andere Organisationen und Zielgruppen anwendbar sind und so Transferierbarkeit (Verbreitung) eingeplant wird.
In der folgenden Checkliste werden Faktoren aufgelistet, welche die Nachhaltigkeit fördern können. Abhängig von den Zielen und Ressourcen eines Projekts müssen nicht immer alle Faktoren zutreffen.
Auf struktureller Ebene
Unterstützung des Projektes durch die Leitung bzw. Entscheidungsträger/innen
Integration von Gesundheitsförderung in Regelungen, Leitbilder, Managementsysteme
Sicherung einer Weiter- bzw. Regelfinanzierung
Verantwortliche Organisationseinheiten, Teams, Personen im Setting, die für das Fortbestehen sorgen
Integration von Gesundheitsförderung in Qualitätsmanagementmaßnahmen
Einbettung in bestehende Programme oder Netzwerke
Hinzuziehen von externen Expert/innen für die Prozessbegleitung, wenn erforderlich
Externe Projektressourcen (z.B. Expert/innen, Prozessbegleitung) allmählich im Projektverlauf durch interne Ressourcen ersetzen
Auf Zielgruppenebene
Aufzeigen des Projektnutzens für Entscheidungsträger/innen und Zielgruppe/n
Motivatoren für ein Engagement verschiedener Personen/gruppen auch nach Projektende (z.B. Wertschätzung, Sichtbarkeit, Erfahrungen, Auszeichnungen,…)
Strategien, um Inanspruchnahme des durch das Projekt geschaffenen Angebotes attraktiv zu erhalten
Qualifizierung und Einsatz von geeigneten Multiplikator/innen
Vermittlung von gesundheitsrelevantem Wissen durch Fort- und Weiterbildung
Fähigkeit zur eigenständigen Weiterentwicklung von Aktivitäten
Selbständige Initiierung/Umsetzung von Aktivitäten nach Projektende
Regelmäßige Bedarfsanalysen mit den Zielgruppe/n und fortlaufende Evaluation der Aktivitäten auch nach Projekten
Für Transferierbarkeit und Roll out
Bereitstellung von Projekterfahrungen und Projektergebnissen für andere Zielgruppe/n und Settings
Einbeziehen von anderen potentiellen Nutzer/innen schon während des Projektes
Aktives Ansprechen und Einbeziehen von Entscheidungsträger/innen
Einbringen von Anliegen in relevante Entscheidungsgremien, Einführung von Policies oder Beeinflussung von politischen Entscheidungen