Familienimpulse MOBIL (FIM)

Einrichtung: Vorarlberger Kinderdorf

Zuständige Leiterin: Alexandra Wucher, MPH

Maßnahmenkoordinatorin: Birgit Bertsch, MA; b.bertsch@voki.at

Laufzeit: 01. Oktober 2021 bis 31. Dezember 2023

Schwerpunkt: Bürger- und Patientenempowerment (BPE)

Wirkungsbereich: Vorarlberg

Beschreibung

Die Risikofaktoren für Gesundheit und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben sich nicht zuletzt durch die Pandemie fundamental verändert. International zu beobachten ist eine stetige Zunahme von Lebensstilerkrankungen, chronischen Entwicklungsstörungen, sowie psychosozialen Belastungen (vgl. MHAT- Studie; HBSC). Oft liegen die Ursachen dafür schon in der frühen Kindheit (vgl. Liga für Kinder und Jugendgesundheit, 2016). Ein Schlüssel zur Stärkung der Gesundheitskompetenz sozioökonomisch benachteiligter Familien, Kindern und Jugendlichen ist der Aufbau von Zugängen zu dieser Zielgruppe. Im Kontakt mit diesen Familien kann gesundheitsbezogenes Wissen sowie die Motivation für die Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit und damit die persönliche Gesundheitskompetenz gefördert werden. Wesentlich bei der Erreichung von gesundheitlich Benachteiligten ist deshalb ein persönlicher, aufsuchender und niederschwelliger Charakter des Angebots direkt in ihrer Lebenswelt bzw. lokalen Struktur (Ammann/Gross, 2011).

Zielsetzung

Strategische Ziele

  • Stärkung der persönlichen Bildungs- und Gesundheitskompetenz und
  • Förderung der Teilnahme an bestehenden Programmen der Bildungs- und Gesundheitsförderung von Familien aus sozial benachteiligten, formal geringer qualifizierten Bildungsgruppen.

Operationalisierte Ziele:

  • Das Projektteam entwickelt partizipativ mit der Zielgruppe Aktivitäten zur Förderung von Gesundheits- und Bildungskompetenz und setzt diese um.
  • Durch die Anbindung an lokale Angebote und den Aufbau von Multiplikator:innen ist die nachhaltige Wirkung des Angebotes gewährleistet.
  • Die kontinuierliche Anwesenheit vor Ort ermöglicht den Aufbau von Vertrauen und Beziehung zur Zielgruppe. Dieser Beziehungsaspekt ist relevant, um Zugang zur Zielgruppe zu erhalten und an ihren persönlichen Themen arbeiten zu können.
  • Durch das Vernetzen der Bewohner:innen bei den Einsätzen des Familienimpulse Mobils verbessert sich das Klima in den Wohngebieten qualitativ hinsichtlich des sozialen Zusammenhaltes und Miteinanders.
  • Verhaltensveränderungen im Gesundheits- und Bildungsverhalten werden dokumentiert.

Methodik

Das FIM-Team ist in Rücksprache mit den teilnehmenden Gemeinden in einer ausgewählten Wohnsiedlung des genossenschaftlichen Wohnbaus zweimal pro Monat vor Ort und bietet für die Kinder Spielmöglichkeiten und für die Eltern einen attraktiven Ort zum Austausch mit anderen Eltern, dem Projektteam und Fachpersonen aus dem Bereich Bildung und Gesundheit. In den Spielen und Gesprächen werden Beziehungen zu den Kindern und Eltern aufgebaut und gleichzeitig ihre Bedarfe und Interessen in den Bereichen Bildung, Freizeit und Gesundheit erhoben. Darauf aufbauend werden lokale Angebote gesucht, die ihnen ermöglichen, diese Bedarfe und Interessen zu erfüllen. Gleichzeitig werden in den Wohnsiedlungen auch partizipativ Angebote zur Freizeitgestaltung vor Ort geschaffen werden, die die Teilnehmer:innen in ihrer Bildungs- und Gesundheitskompetenz stärken. Für die nachhaltige Verankerung ist die partizipative Entwicklung und Umsetzung entscheidend. In der Entwicklungsphase werden die Akteure vor Ort bei der Umsetzung vom Projektteam des Familienimpulse MOBILs unterstützt.

Beitrag zum Wirkungsziel 2

Über den regelmäßigen Kontakt zu Siedlungsbewohner:innen entstehen Beziehungen und werden Themen sichtbar. Aufgrund dieser Bedarfe kann das Team des Familienimpulse MOBILs als Drehscheibe zu lokalen Angeboten agieren, oder die Teilnehmenden dabei unterstützen selbstorganisiert zu handeln (Empowerment). Die Bedarfsorientierung ergibt sich aus den Reflexionen vergangener Einsätze und gliedert sich in drei Schwerpunktthemen: Gesundheit, Bildung und Freizeit.

Den Erfahrungen der bisherigen Einsätze zufolge entstehen durch die Teilnahme am Familienimpulse MOBIL neue Kontakte und neue Beziehungen zwischen den Siedlungsbewohner:innen. Erwachsene wie Kinder kommen durchs Spielen oder Gespräche in Kontakt und entdecken dabei gemeinsame Interessen oder erfahren von Angeboten in ihrer Kommune, die sie zusammen nutzen möchten. Es entstehen kleine Netzwerke in der Nachbarschaft, die das Zusammenleben in der Siedlung verbessern und für Gesundheitskompetenzmaßnahmen genutzt werden können.

Auch in puncto Informationsbeschaffung können Verhaltensveränderungen bei den Bewohner:innen wahrgenommen werden. Besucher:innen des Familienimpulse MOBILs kommen nach erfolgreichem Beziehungsaufbau gezielt mit spezifischen Fragen – beispielsweise zum Thema Gesundheit – zum Einsatz, oder nutzen neu entstandene, persönliche Netzwerke in der Nachbarschaft, um an benötigte Kontakte oder Informationen zu kommen.

Für die Umsetzung des Projekts FIM hat sich der Aufbau eines Netzwerks mit lokalen Akteuren bewährt. Angebote können nach Bedarf niederschwellig zugänglich gemacht werden, indem die Kooperationspartner bzw. Fachpersonen zum Einsatz eingeladen werden. Durch die enge
Zusammenarbeit mit einzelnen Einrichtungen sowie die Nutzung kinderdorfinterner Ressourcen können die Bewohner:innen schnell und unbürokratisch an die jeweilige Ansprechperson weitervermittelt werden – beispielsweise zur Entlastung von Familien.

Im Rahmen des Projekts FIM erhalten die teilnehmenden Siedlungsbewohner:innen auch die Möglichkeit, sich zu engagieren und werden dabei unterstützt, eigene Ideen in ihrer Lebenswelt umzusetzen. Beispielsweise melden Teilnehmende eigene Interessen und Bedarfe dem FIM-Team oder direkt der zuständigen Ansprechperson der Gemeinde, sodass diese ein entsprechendes (Fortbildungs-)Angebot für Familien organisieren kann. Dadurch fördert das Projekt Familienimpulse MOBIL nicht nur die Bildungs- und Gesundheitskompetenz der Siedlungsbewohner:innen, sondern bestärkt sie auch selbstbestimmt zu handeln.

Ein konkretes Beispiel zur Stärkung der Gesundheitskompetenz: Im Laufe mehrerer Einsätze des FIM-Teams in einer Gemeinde zeichnet sich ein konkreter Bedarf ab. Einige Bewohner:innen wissen nicht so recht, was eine „gesunde Jause“ für ihre Kinder ist. Innerhalb der gemeinsamen Gespräche mit weiteren Siedlungsbewohner:innen sowie dem Einsatz-Team werden Ideen und Ressourcen gesammelt, sodass ein Austausch zu diesem Thema entsteht und sich gleichzeitig ein Netzwerk bildet, das auch bei anderen Fragen aktiviert werden kann. Das Team des Familienimpulse MOBILs bringt aktuelle Unterlagen zum Thema gesunde Ernährung (z.B. vom Fonds Gesundes Österreich oder der Österr. Gesundheitskasse) mit und lässt diese in die Diskussion einfließen. Zudem werden Kontakte zu lokalen Akteuren im Bereich „gesunder Ernährung“ hergestellt, welche zum Kennenlernen an einem FIM-Einsatz teilnehmen und in weiterer Folge direkt von den Siedlungsbewohner:innen kontaktiert werden können. Das Projektteam bereitet aufgrund der gesammelten Informationen gemeinsam mit den Eltern und Kindern verschiedene gesunde Jausen zu und bespricht die weitere Umsetzung im Alltag der Familie. Außerdem werden die Bedarfe entweder von den Bewohner:innen selbst oder dem Team FIM an die entsprechend verantwortliche Person in der Gemeindeverwaltung weitergeleitet, sodass Angebote den Bedarfen entsprechend bzw. in diesem Fall zu gesunder Jause/Ernährung – wie z.B. Fortbildungen/Workshops etc. – auf kommunaler Ebene geschaffen werden.

Zielgruppen

Zielgruppen im Setting Familie: Mütter, Väter, schwangere Frauen/werdende Eltern, Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung/chronischer/schwerer Erkrankung, Menschen mit privaten Pflege- und Betreuungspflichten
Zielgruppen im Setting Gemeinde/Stadtviertel: Kinder und Jugendliche im außerschulischen Bereich, Erwachsene, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung/chronischer/schwerer Erkrankung, alleinstehende Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund, Asylwerber:innen, Flüchtlinge, ErwerbsarbeitsloseMenschen, Menschen mit niedrigen Einkommen/Bildungsniveau/Stellung im Beruf, Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen
Zielgruppen im Setting Freizeit/Konsumwelten: Akteurinnen/Akteure in Vereinswesen und Zivilgesellschaft
Zielgruppen im Setting Gesundheits- und Sozialwesen / (öffentliche) Dienstleistungen: andere nichtärztliche Berufsgruppen (Hebammen, Physiotherapeutinnen/Physiotherapeuten etc.), Psychologinnen/Psychologen, Sozialarbeiter:innen etc., Gesundheitsförderungsberater:innen, Gesundheitsexpertinnen/Gesundheitsexperten
Zielgruppen im Setting Gesellschaftspolitik/Medien: Vertreter:innen der Verwaltung oder Politik

18.01.2023
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