Drehscheibe Gesundheit

Langtitel: DREHSCHEIBE GESUNDHEIT – Förderung der psychosozialen Gesundheit und Gesundheitskompetenz von schwer erreichbaren Migrant*innen

Einrichtung: Verein IKEMBA

Zuständiger Leiter: Dr. Mag. Livinus Nwoha

Maßnahmenkoordinatorin: Elisabeth Mandl, MA, e.mandl@ikemba.at

Laufzeit: ab 1. Jänner 2022, laufend

Schwerpunkt: Gute Gesundheitsinformation (GGI), Gute Gesprächsqualität im Gesundheitssystem (GGQ), Bürger- und Patientenempowerment (BPE)

Wirkungsbereich: Steiermark

Beschreibung

Studien und Berichte zeigen, dass Migrant:innen Gesundheitsleistungen in einem geringeren Ausmaß in Anspruch nehmen als Menschen ohne Migrationshintergrund. Es zeigen sich Unterschiede in der Nutzung kurativer und präventiver Gesundheitsleistungen, ein geringerer aufrechter Impfschutz bei zugewanderten Personen, häufigere chronische Erkrankungen und eine schlechtere subjektive Gesundheitswahrnehmung. Fehlendes Wissen über und Verständnis für das Gesundheitssystem und seine Leistungen oder Verhaltensmuster, die sich am Gesundheitssystem des Herkunftslandes orientieren, werden als mögliche Gründe diskutiert. Studien zeigen neben sozioökonomischen Faktoren die Bedeutung von Migrationsfaktoren, Sprachbarrieren, kulturellen Faktoren, Rassismus sowie die selektive Wirkung der Gesundheitsversorgung als weitere Wirkfaktoren für die „ethnische Verteilung“ von Gesundheit und Krankheit auf. Es besteht daher die Notwendigkeit, die Gesundheitskompetenz der Zielgruppe und das Orientierungswissen im Gesundheitswesen zu stärken.

Zielsetzung

  1. Ziel: Förderung der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit
  • Die Projektmaßnahmen richten sich an jene, welche noch nicht ausreichend an den bestehenden Angeboten teilhaben können und diesbezüglich benachteiligt sind.
  1. Ziel: Reduzierung der Zugangsbarrieren bestehender Angebote durch Stärkung des Vertrauens ins Gesundheitswesen
  • Kennenlernen von Angeboten psychosozialer Dienste, der Sozialräume und des Gesundheitswesens. Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesens werden hinsichtlich der Lebensrealität der Zielgruppe sensibilisiert.
  1. Ziel: Förderung der Gesundheitskompetenz und Handlungsfähigkeit der angesprochenen Personen
  • Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, um im Alltag angemessene Entscheidungen zur Gesundheit treffen zu können.
  1. Ziel: Förderung psychosozialer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
  • Stärkung der Handlungskompetenz durch niederschwellige Workshops, gegenseitiger Austausch und communityübergreifendes Kennenlernen & vernetzen im Rahmen von Familien- und Jugendempowermentgruppen.
  1. Förderung beruflicher Perspektiven im Gesundheitsbereich
  • Unterstützung bei der Entwicklung beruflicher Perspektiven im Gesundheitsbereich.

Zielgruppen

  • Zielgruppen im Setting Familie: Mütter, Väter, Schwangere Frauen/werdende Eltern, Kinder und Jugendliche, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung/chronischer/schwerer Erkrankung, Menschen mit privaten Pflege- und Betreuungspflichten
  • Zielgruppen im Setting Schule und in anderen Bildungseinrichtungen: Schülerinnen und Schüler, Eltern im Setting Schule, nicht unterrichtendes Personal im Setting Schule
  • Zielgruppen im Setting Gemeinde/Stadtviertel: Kinder im außerschulischen Bereich, Jugendliche im außerschulischen Bereich, Erwachsene, Ältere Menschen, Menschen mit Behinderung/chronischer/schwerer Erkrankung, Alleinstehende Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund, Asylwerber:innen, Flüchtlinge, Erwerbsarbeitslose Menschen, Menschen mit niedrigem Einkommen / Bildungsniveau / Stellung im Beruf, Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen
  • Zielgruppen im Setting Gesundheits- und Sozialwesen/ (öffentliche) Dienstleistungen: Patientinnen/Patienten, Klientinnen/Klienten, Ärztinnen/Ärzte, Pflege- und Betreuungspersonal, Berufsgruppen der psychosozialen Versorgung (Psychologinnen/Psychologen, Sozialarbeiter/innen etc.), Gesundheitsförderungsberater:innen, Gesundheitsexpertinnen/Gesundheitsexperten
  • Zielgruppen im Setting Gesellschaftspolitik/Medien: Mitglieder von Vereinen / Verbänden / Interessensvertretungen

Methodik

Durch die Methode der Outreach-Arbeit im Lebensumfeld der „schwer zu erreichenden“ Menschen werden Kontakte aufgebaut. Verein IKEMBA hat das Konzept der Outreach-Arbeit durch seine jahrelange praktische Tätigkeit weiterentwickelt und kombiniert die vier Formen der Outreach-Arbeit: Die Outreachtätigkeit findet sowohl im öffentlichen Raum als auch in Räumlichkeiten der Communities statt. Dabei steht die enge Zusammenarbeit mit den sogenannten Community-Leader:innen im Vordergrund. Doch auch zu Hause in den Privatwohnungen werden Personen nach Möglichkeit aufgesucht. Im Vereinsbüro hat IKEMBA ein Empowerment-Service nach dem „one-stop-shop“-Prinzip für Beratung, Informationen und Weitervermittlung zu relevanten Einrichtungen eingerichtet. Im Moment arbeitet Verein IKEMBA im Projekt „Drehscheibe Gesundheit“ in folgenden Communities: albanisch-sprachigen, rumänischen, arabisch-sprachigen, afghanischen und afrikanischen (Subsahara) Communities.

Beitrag zum Wirkungsziel 1

Durch das Projekt „Drehscheibe Gesundheit“ wird das Diversitätsbewusstsein von Mitarbeiter:innen des Gesundheitssystems erhöht und für die Bedeutung von interkultureller Kompetenz bzw. interkultureller Öffnung sensibilisiert. Hierzu dienen die Expert:innen-Foren, die Exkursionen zu Gesundheitseinrichtungen als auch die Begleitungen & der Kulturdolmetsch. Durch Information, Begleitung und Kulturdolmetsch wird zur erfolgreichen Interaktion zwischen den Akteur:innen des Gesundheitswesens und Migrantinnen/Migranten beigetragen, was der Zielgruppe der schwer erreichbaren Migrant:innen die Navigation im Gesundheitswesen erleichtert und zum Behandlungserfolg beiträgt.

Beitrag zum Wirkungsziel 2

Durch Outreach-Arbeit gelingt es vor allem, Menschen mit geringerer Gesundheitskompetenz zu erreichen. Das Empowerment der Personen sowie die Förderung der Selbstkompetenz in Bezug auf die eigene Gesundheit stehen dabei im Vordergrund. Da mit den gesetzten Maßnahmen die Einbindung von bislang benachteiligten Personengruppen in die Gesundheitsversorgung forciert wird, ist dies als Beitrag für eine gesundheitliche Chancengerechtigkeit zu verstehen. Durch das Kennenlernen von Einrichtungen des Gesundheitswesens wird die Zielgruppe dazu motiviert, selbstbestimmt Angebote auszusuchen und in Anspruch zu nehmen.

17.05.2022
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